Hochwassereinsätze in St. Johann im Pongau

Am Montag, dem 16. August 2021 kam es während eines heftigen Unwetters im gesamten Stadtgebiet von St. Johann/Pg nach sintflutartigen Regenfällen, Hagelschlag und Sturmböen zu zahlreichen Überflutungen von Gebäuden und Vermurungen von Straßen. Auch wurden durch den Sturm Gebäude abgedeckt und durch umgestürzte Bäume Häuser und Fahrzeuge beschädigt, aber auch etliche Straßen verlegt. Die Oberflächenkanalisation konnte die enormen Wassermassen von mehr als 60 Liter pro Quadratmeter nicht mehr fassen, was ebenfalls zu Schäden an Gebäuden führte.

Die ersten Notrufe wurden um kurz vor 18:00 Uhr entgegengenommen und über Sirenenalarm die Feuerwehr St.Johann/Pg alarmiert, weitere Notrufe folgten nahezu Zeitgleich. Insgesamt mussten die Disponenten mehr als 140 Notrufe aufnehmen und über den Einsatzleiter an die Einsatzkräfte weiterleiten. Problematisch für die Feuerwehrleute war das Erreichen des Feuerwehrhauses, da sämtliche Straßen teilweise bis zu 40 cm überflutet waren und ein Einrücken in das Feuerwehrhaus fast unmöglich war. Nach der Bildung einer Einsatzleitung konnten die ersten Kräfte zu den Schadensstellen beordert und umgehend mit der Behebung von Schäden begonnen werden.

Ein weiteres Hindernis, Einsatzorte zu erreichen waren die überfluteten und durch stecken gebliebene Fahrzeuge blockierten Unterführungen der B311 sowie der Westbahnstrecke. Da sich das Ausmaß immer weiter ausdehnte, wurde durch den Einsatzleiter die Alarmstufe erhöht und weitere Kräfte der Feuerwehr mit Spezialgerät angefordert. Zu dieser Zeit kristallisierte sich der Stadtteil Reinbach als Einsatzhotspot heraus. Durch eine Mure und der daraus resultierenden Verlegung eines Baches wurde eine Wohnsiedlung stark betroffen. Die Wassermassen überfluteten Tiefgaragen und Keller. Für diesen Stadtteil wurde als Vorsichtsmaßnahme Zivilschutzalarm ausgelöst. Ein weiterer Hotspot war der Stadtteil Urreiting, wo ebenfalls durch einen ausgeuferten Bach eine Wohnsiedlung komplett überflutet wurde.

Weitere Einsatzstellen waren auf das gesamte Stadtgebiet verteilt. Einige konnten aber aufgrund von Vermurungen von Anfahrtswegen durch Einsatzkräfte nicht erreicht werden. Schäden mussten durch die Bevölkerung selbst behoben werden. Auch wurden viele Betroffene wegen Personalmangel der Feuerwehreinsatzkräfte durch Beistellung von Pumpen und Schläuchen unterstützt und die Auspumparbeiten durch diese selbst erledigt.

Durch den koordinierten und gezielten Einsatz von Mannschaft und Gerät schritten die Arbeiten bereits am ersten Tagen zügig voran. Die Mithilfe der Betroffenen, sowie die Hilfe von Freiwilligen trugen ebenfalls zum Entspannen der Lage bei. Pumpen wurden über die Nachtstunden weiter mit verminderter Mannschaft betrieben, restliches Personal zur Regenerierung herausgelöst und nach Hause geschickt.

Nachdem die Wassermassen aus den betroffenen Gebäuden und Tiefgaragen mit Hochleistungspumpen und Spezialgerät abgepumpt werden konnten, wurden am 2. Tag mit Ausräumarbeiten und der Bergung der Kraftfahrzeuge aus den Garagen begonnen. Mit Unterstützung durch Spezialfirmen mit Baggern, Radladern, Kanalwägen und Kleinmaschinen konnten die Schlamm- und Geröllmassen rasch entfernt und dadurch ein Eintrocknen verhindert werden. Durch die Stadtgemeinde wurde vorrangig die Kanalisation gereinigt und Straßen gewaschen, um für die nächsten Regenfälle gerüstet zu sein, sowie die Staubentwicklung für die Bewohner in Grenzen zu halten. Dieser Einsatztag wurde um 22:00 Uhr beendet, die Einsatzkräfte zum Ausruhen herausgelöst und durch den Einsatzleiter der Personaleinsatz für den nächsten Tag geplant.

Am 3. Tag galt es die begonnenen Arbeiten abzuschließen und die bereits stark gezeichnete Mannschaft nicht zu überfordern. Der Einsatzwille war aber sehr groß und so ist es um 20:00 Uhr gelungen, alle Einsatzstellen bis auf Kleinigkeiten abzuschließen.

Nach dem Einsatz ist aber auch vor dem Einsatz. Daher galt es am 4. Tag die Einsatzgeräte zu reinigen und die Einsatzbereitschaft wieder herzustellen. Leider war aber auch das eigene Feuerwehrhaus durch Überflutungen betroffen und so musste noch an den Folgetagen diese Schäden behoben werden. Viele gelagerte Geräte für die Festveranstaltungen im Eigentum der Freiwilligen wurden dabei vernichtet. Diese Schäden sind enorm und durch keine Versicherung gedeckt.

Die Spuren und Folgen der größten Überflutungen, die das Stadtgebiet von St.Johann/Pg je heimgesucht hatten, werden noch lange in Erinnerung bleiben. Positiv hervorzuheben ist aber die große Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt der Bevölkerung. Ein Dank gilt aber auch allen Einsatzorganisationen, dem Bundesheer und ganz besonders den Kräften der auswärtigen Feuerwehren für die rasche Hilfeleistung und Unterstützung. Ganz besonders zu erwähnen ist aber auch die Unterstützung in Form von Bereitstellung von Verpflegung für die Einsatzkräfte. Als Beispiel hierfür möchten wir anführen, dass durch Bewohner einer Wohnhausanlage im Stadtteil Reinbach im Garten ein „Kaffeehaus“ organisiert und rund um die Uhr die eingesetzte Mannschaft mit Warmgetränken und Kuchen versorgt wurde. Auch im Feuerwehrhaus wurden laufend durch nicht unmittelbar betroffenen Bewohner unserer Stadt Verpflegung und sonstige Leckereien abgegeben und so den Einsatzkräften gedankt und durch diese Geste die Wertschätzung zum Ausdruck gebracht.

Insgesamt wurden nach diesem Jahrhundertereignis mehr als 140 Schadstellen durch die Einsatzkräfte abgearbeitet und Folgeschäden durch provisorische Sicherungsmaßnahmen verhindert.

(Text: OBI Christian Hofstetter, Bilder: Feuerwehr St. Johann, Feuerwehr Bischofshofen)